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Gönderen Konu: Die Bedeutung des Semitischen Impulses in der Welt  (Okunma sayısı 1902 defa)

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Mayıs 31, 2013, 02:21:54 öö
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Die Tatsache, dass Steiner aus dem Arsenal antijüdischer Begründungsmuster und Motive schöpfte, bedeutete nicht, dass er sich die Argumentationsweise der Antisemiten vollständig zu Eigen gemacht hätte. In diesen Kontext gehören seine überaus zahlreichen Würdigungen der israelitischen Religion, welche den "esoterischen Keim" für die Entstehung des Christentums gebildet habe sowie seine Vorträge über die Patriarchen Abraham und Moses, auf deren Erbe die gesamte jüdisch-christliche Kulturentwicklung aufruhe. Affirmative Bewertungen des "monotheistischen Fermentes" finden sich jedoch keinesfalls nur in Ausführungen, welche die vorchristlichen Erscheinungsweisen des Judentums behandelten. Steiner sah (1910) in dem Festhalten der Aschkenasen und Sepharden an einer monotheistischen Gotteslehre ein spirituell notwendiges Gegengewicht zum Trinitätsgedanken des Christentums. Es müsse nicht eigens betont werden, dass "sogar einzelne Volkssplitter, die da und dort in die großen Volksmassen zerstreut sind, ihre Bedeutung haben in der Gesamtharmonie der Menschheitsevolution." Dem jüdischen Volk falle die Aufgabe zu, "abzusehen von aller Vielheit und synthetisch sich der Einheit hinzugeben, daher die Kraft der Spekulation, die Kraft des synthetischen Denkens, zum Beispiel in der Kabbalistik, gerade aus diesem Impuls heraus die denkbar größte ist. Was aus der Einheit durch das synthetische, das zusammenfassende Wirken des Ich jemals herausgesponnen werden konnte, ist im Laufe der Jahrtausende durch den semitischen Geist herausgesponnen worden. Das ist die große Polarität zwischen Pluralismus und Monismus, und das ist die Bedeutung des semitischen Impulses in der Welt. Monismus ist nicht ohne Pluralismus, und dieser nicht ohne jenen möglich."(82) Steiners explizite Bezugnahme auf das orthodoxe rabbinische Judentum und die im Hochmittelalter entstandene Lehre der Kabbala belegen, dass der Vortragende mit der Unverzichtbarkeit des "jüdischen Fermentes" in der kulturellen Entwicklung des Okzidents rechnete. Diese Deutung deckt sich mit späteren Einschätzungen, welche dem Stellenwert des jüdischen Monotheismus Rechnung tragen. Eine wichtige Aufgabe der jüdischen Religion des Mittelalters habe demzufolge darin bestanden, ein Gegengewicht zu den Profanisierungstendenzen des Christentums und dessen Neigung zur Adaption heidnisch-polytheistischer Vorstellungselemente zu schaffen. Die aus dem Orient stammenden Juden hätten überdies zur Vervollkommnung der arabischen Wissenschaften beigetragen und somit die Entwicklung der modernen naturalistischen Medizin entscheidend vorangetrieben, was in diesem Zusammenhang durchaus positiv gemeint war.

Die "Bedeutung des semitischen Impulses in der Welt" erstreckte sich Steiner zufolge aber auch auf das Gebiet der Ethik. Schon in seiner 1894 erschienenen "Philosophie der Freiheit", die sich epistemologisch von Kants Postulat der unüberwindbaren Erkenntnisgrenzen distanzierte, forderte der Autor nicht die Außerkraftsetzung der normativen Ethiken, sondern deren schrittweise "Verwandlung" bzw. "Individualisierung" durch die Hervorbringung gedanklicher Intuitionen. Mit der Inspiration des Dekalogs, so führte Steiner 1911 aus, sei dem "Menschheitsgewissen" ein Werte- und Verhaltenskodex einverleibt worden, dessen Inhalte auch in der Gegenwart nicht an Gültigkeit verlören. Die spirituelle "Mission" des Judentums, die in der allmählichen Emanzipation des Individual- vom Universalgeistigen bestanden habe, hielt er im Wesentlichen jedoch für abgeschlossen, auch wenn der von Moses eingeleitete mentale Paradigmenwechsel der gesamten Menschheit zugute gekommen sei: "Was die spätere Menschheit dem Moses verdankt, ist die Kraft, Vernunft und Intellekt zu entfalten, aus dem Ich-Bewusstsein heraus im vollen Wachzustande über die Welt zu denken, über die Welt sich intellektuell aufzuklären."Für die nahe Zukunft prognostizierte Steiner die Wiederkehr eines "abrahamitischen Zeitalters", das eine "Spiritualisierung" des menschlichen Intellekts einleite und eine wachsende Anzahl von Menschen zur Erfahrung der "ätherischen Wiederkunft" Christi verhelfe. Die ursprünglich nur auf das "Hebräertum" beschränkte spirituelle "Mission" werde damit zu einer Aufgabe, welche die gesamte Menschheit beträfe. Infolgedessen habe das Judentum seine eigentliche "Sendung" vollendet, denn, so behauptete Steiner 1924, "es musste früher ein einzelnes Volk da sein, das einen gewissen Monotheismus bewirkte. Heute muss es aber die geistige Erkenntnis selber sein. Daher ist diese Mission erfüllt. Und daher ist diese jüdische Mission als solche, als jüdische, nicht mehr notwendig in der Entwicklung, sondern das einzig Richtige ist, wenn die Juden durch Vermischung mit den anderen Völkern in den anderen Völkern aufgehen."

Dem die Unterscheidung von Altem und Neuem Bund perpetuierenden Gedanken einer Obsoletwerdung der Vaterreligion als Folge des Auftretens der Sohnesreligion korrespondierte das theosophisch-anthroposophische Modell der sich einander ablösenden "Kulturepochen" und "Völkermissionen". Bei allzu schematischer oder gar operationaler Handhabung implizierte letzteres immerhin die Frage, welche innere Haltung wohl denjenigen Völkern, Kulturen oder Religionen gegenüber angebracht erschien, deren Fortbestand in der Konsequenz eines tendenziell teleologisch gedeuteten Geschichtsablaufs eigentlich nicht vorgesehen war. Unter den Anhängern der Anthroposophie konnten die Antworten auf diese Frage unterschiedlich ausfallen. Steiner selber suchte die Gefahr einer deterministischen Engführung seines geschichtsevolutionistischen Modells zu umgehen indem er sich für eine Lesart der "Judenfrage" entschied, welche die Forderung nach Assimilation mit einer esoterisch untermauerten (Teil-)Wertschätzung des "semitischen Impulses in der Welt" verband.



http://www.hagalil.com/antisemitismus/deutschland/steiner-6.htm
Adequatio intellectus et rei


 

Benzer Konular

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2205 Gösterim
Son Gönderilen: Nisan 01, 2013, 03:46:00 ös
Gönderen: Melina